- Ein Blick auf die Website des Vereins zeigt, dass er für Kinder und Jugendliche jedoch zudem prononciert eine »Alternative« zur geschlechtsangleichenden Behandlung der »Gender Dysphorie« (ehemals »Transsexualität«) fordert. Transidentität per se sei nicht Thema des Vereins.
- Ein Blick auf die Website des Schweizer Fernsehens zeigt sodann, dass dieses dem Thema »Trans Jugendliche« seit geraumer Zeit sehr regelmäßig Berichte widmet.
- Berichtet wird in der NZZ anscheinend eifrig über jede Detransition, an der sich die NZZ die Publikationsrechte sichern kann. Diese NZZ-Berichte stammen teils auch aus der Feder einer bekannten »Weltwoche«-Autorin (Anm.: die »Weltwoche« ist das Wochenblatt des Schweizer Rechtspopulisten Roger Köppel, der seit der Russischen Invasion der Ukraine auch öffentlich für Verständnis für die Russische Seite warb).
- Der Zürcher »Tagesanzeiger« der TX Group sowie dessen Klone publizieren in regelmässigen Abständen rührselige Homestories über bekannte Vorzeige-Transsexuelle (sry, ‚gender dysphorics‘), die brav bestätigen, Trans-Diskriminierung sei in der Schweiz Vergangenheit. Ausserdem adressieren die TX-Postillen gerne die Sorgen und Nöte der Bevölkerung, etwa die – tatsächlich nicht ganz unberechtigte – Frage, was »Transsexuelle mit Penis« in der Badeanstalt für Frauen zu suchen hätten. Die Artikel in den diversen Blättern der TX Group sind jeweils identisch (»Mantelredaktion« und so). Ihre Reichweite betrage, so die TX Group, schweizweit bis zu 90%.
- Betreffend Celebrities, Glanz & Glamour in der Community mehr zur Sache gehen hingegen eher Publikationen und Flyer der Community selbst.
Zusammen gefasst lässt sich sagen, dass die Schweizer Journos seit gut einem halben Jahrzehnt das Thema Trans* aktiv bewirtschaften und damit eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Transidentität angestossen haben. Eine solche ist tatsächlich auch erforderlich, um Transgender-Personen gesellschaftlich besser zu akzeptieren und integrieren.
Einseitigkeit der Berichterstattung
- Detransitioniert mal wieder jemand (sry, »jemensch«), geht das Geschrei los.
- Aber von all den anderen, teils eklatanten Problemen, die Trans-Patient:innen im Gesundheitssystem der Schweiz oder direkt in ihrer Behandlung erleben, wollen SchweizerJournos nichts wissen.
- Und von den Diskriminierungs-Problemen reden wir gar nicht erst.
Es liegt uns ein Email der NZZ vor, in der eine Redakteurin als Antwort betreffend Missstände bei Gesundheitsdienstleistern im Schweizer Kanton Zürich sinngemäss mitteilt, die Qualität der Schweizer Trans-Medizin sei nicht auf ihrer Agenda.
Immerhin eine Antwort. Trotzdem erweisen sich Transgender-Personen als Spielball der Medien. Sie werden genau dann zum Thema, wenn es den Journos in die Agenda passt. Und im Moment scheint das genau dann, wenn sich mit einer Story die Darstellung einer aktivistischen Trans-Medizin, die serienweise Fehldiagnosen stelle, zementieren lässt. Probleme hingegen, die Patient:innen teils gerade deshalb treffen, weil das exquisite medizinische Establishment den Bereich der Transgender-Medizin seit jeher marginalisierte (wer von denen will denn schon im Geruch einer Verbindung zur Transsexualität stehen!?), solche Probleme halten Schweizer Journos natürlich geflissentlich unter dem Deckel. Man will ja das medizinische Establishment nicht bloss stellen. Und was die durch alltägliche Diskriminierung und teils auch transphobe Diffamierung verursachten Probleme angeht, herrscht bei den Schweizer Medien komplett Funkstille. Was soll man dazu sagen?
Was soll man dazu sagen?
Der einzige Grund, aus dem Menschen in der Schweiz, die eine Wahl zu transitionieren haben oder nicht, zu empfehlen wäre, nicht zu transitionieren, ist die für Transmenschen in der Schweiz akut bestehende gesellschaftliche Diskriminierungssituation (Berichte folgen auf diesem Blog; es lässt sich guten Gewissens sagen, dass Menschenrechte von Transgender-Personen in der Schweiz regelmässig und systematisch missachtet werden). Allenfalls sprächen noch Defizite der Qualität der Transgender-Medizin, wie sie im Schweizer Kanton Zürich festzustellen waren (Berichte folgen auf diesem Blog), gegen eine dortige Behandlung. Doch kann es keine Lösung sein, sich unbotmässigem Druck und den Aggressionen des Schweizerischen Spiessbürgertums zu beugen und auf eine benötigte medizinische Behandlung zu verzichten.
Wer transitioniert, muss sich jedoch auf einen Krieg einstellen: Auf einen asymmetrischen, verdeckten Krieg des Spiessbürgertums gegen Transmenschen (und Angehörige anderer gesellschaftlicher Minderheiten). Transphobe Attacken lauern überall. Wer transitioniert, sollte gefeit sein.
Wer Krieg will, soll Krieg haben
Zurückschlagen ist eine Option (wer Krieg will, soll Krieg haben). Wer Transmenschen das Leben schwer macht, soll(te) dafür strafrechtlich belangt werden. Wenn aber die Mehrheit der Bevölkerung einverstanden ist mit dem Terror, dem Transmenschen ausgesetzt werden, wenn Parlamente wie das Schweizerische Gesetze zum Schutz von Transmenschen vor Diskriminierung ablehnen, um der Diskriminierung von Transgender-Personen weiterhin Tür und Tor offen zu halten, macht der politische Dialog keinen Sinn. Wenn Polizei und Staatsanwält:innen oder gar Gerichte eher als Teil des Diskriminierungs-Problems wirken statt Teil der Lösung zu sein, wenn sie die Menschenrechte von Transgender-Personen mit Füssen treten, dann bringt es auch nichts, sich auf dem Rechtsweg zu wehren. Betroffene sind nichtsdestotrotz berechtigt (und hiermit auch angeregt), Widerstand zu leisten. Meinungsfreiheit ist nicht die Freiheit, eine ganze Bevölkerungsgruppe zu Diffamieren und Diskriminieren, um wie viele Ecken herum formuliert die Diskreditierung auch daher kommen mag.