Unlängst hat der Britische Premier Rishi Smak von der Konservativen Partei sein Verständnis von menschlichem Geschlecht zu verstehen gegeben: „Ein Mann ist ein Mann, und eine Frau ist eine Frau, das ist doch einfach selbstverständlich“, spieh er in einer wütenden Rede gegen auf der Insel grassierenden Transaktivismus.
Wir versuchen im Folgenden der Allgemeinheit ein einfaches, nicht-wokes Verständnis zu vermitteln, warum ein binäres Geschlechtsverständnis – Mann und Frau – für moderne Menschen nicht mehr genügt, warum es als rückständig, ja sogar als primitiv anzusehen ist. Doch zunächst: was heisst eigentlich „binär“ im Kontext des biologischen Geschlechts?
2, 10, 16 etc.
Aus der Informatik, die uns heute von der Geburt bis zum Lebensende begleitet, kennen wir das Binärsystem aus den Ziffern 0 und 1. Im Unterschied dazu verfügt das Dezimalsystem über 10 Ziffern, nämlich 0 bis 9. Das Hexadezimalsystem verfügt sodann über 16 Ziffern, 0 bis 9 gefolgt von A bis F. Im Mathematikunterricht haben die meisten von uns eine Einführung in das Binärsystem erhalten, da es für die Informatik so grundlegend ist.
„Bi“ in Binär bedeutet zwei. Das Binärsystem ist auch als „Zweiersystem“ bekannt. „Dezimal“ in „Dezimalsystem“ geht auf das Latenische „Decimus“ für „Zehn“ zurück. Das Dezimalsystem ist somit einfach das „Zehnersystem“. „Hexadezimal“ steht für „Sechzehn“. Das Hexadezimalsystem ist das Sechzehnersystem.
In Zusammenhang mit biologischem Geschlecht von einem binären System zu sprechen, bedeutet, dass es zwei Geschlechter gibt, 0 und 1 benannt bei Menschen als „Mann“ und „Frau“ (bis zum Mittelalter auch „Weib“), bei den übrigen Säugetieren und anderen Tierarten als „Männchen“ und „Weibchen“; bei Pflanzen und einigen niederen Tierarten gibt es auch Selbstbestäuber oder Zwitter. Wir werden an dieser Stelle nicht allzutief in die Biologie eindringen. In der Biologie definiert das Geschlecht die Rolle eines Organismus bei der Fortpflanzung. Dieses biologische Geschlecht bezeichnet im Englischen der Begriff ’sex‘.
„Kein richtiger Mann“, „keine richtige Frau“
Nebst dem biologischen Geschlecht kennen diverse Kulturen auch ein soziales Geschlecht, das aus traditionellen Rollenbildern von den Geschlechtern entsteht: So kann ein biologischer Mann in seinem Verhalten als gänzlich unmännlich gelten und etwa berufliche Rollen ausüben, die typisch für Frauen wären, oder im Familienalltag eine regelrechte Prinzessin sein. Andererseits gibt es die sogenannten „Mannsweiber“, Frauen, die „die Hosen anhaben“, in der Familie den Marsch blasen. Im Englischen käme der Begriff ‚gender‘ diesem Verständnis eines sozialen Geschlechts nahe. Offensichtlich ist dabei, dass es bezüglich sozialen Geschlechts viele Schattierungen männlicher und weiblicher Eigenschaften gibt und deshalb auch mehr Genera als nur „Mann“ und „Frau“ geben müsste.
Auch hinsichtlich des biologischen Geschlechts liegt eine ganze Spannweite von Abstufungen der primären, sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmale vor. Die Pornos zeigen eindrücklich, was der Gesellschaft als sexuell wohlgeformt gilt: daraus abgeleitet liesse sich ein hypothetischer abgestufter Grad biologischer Männlichkeit ohne Weiteres an Muskelbau, Kiefergrösse und Schulterbreite sowie der Penisgrösse festmachen. Analoges bei Frauen. Trotzdem kennt die Gesellschaft nur zwei biologische Geschlechter – und auch da Männer, die keine „richtigen“ Männer seien.
Differenzierte Begriffe zur Bezeichnung eines sozialen Geschlechts
Das binäre biologische Geschlechtssystem bezieht sich ausschliesslich auf die Rolle beim Geschlechtsakt zur Fortpflanzung. Dabei gäbe es noch manche Funktionen im Leben, die sich mehrheitlich dem einen oder anderen biologischen Geschlecht zuweisen lassen, aber eben nur mehrheitlich, nicht absolut: aus diesem Grund werden Menschen, die in ihrem Leben teils Rollen einnehmen (wollten) und Verhaltensmuster zeigen, die typischerweise dem anderen biologischen Geschlecht zugeordnet würden, anders wahr genommen als in ihrem biologischen Geschlecht. Da sie von der Gesellschaft dabei in einem Geschlechtsausdruck wahrgenommen werden, der nicht dem ihrem biologischen Geschlecht zugeschriebenen Geschlechtsausdruck entspricht, ergibt sich ein inkongruentes Bild („kein richtiger Mann“, „keine richtige Frau“). Um dieses andere Bild begrifflich etwas differenzierter zu erfassen als nur mit „kein richtiger Mann“ oder „keine richtige Frau“, böte sich der Rückgriff auf differenzierte Begriffe zur Bezeichnung und Abstufung eines sozialen Geschlechts an.
Warum also ein binäres biologisches Geschlechtsverständnis zur näheren Bezeichnung von Menschen nicht mehr genügt, warum es als rückständig, ja geradezu als primitiv anzusehen ist? Weil Menschen geschlechtlich offenbar mehr sind als nur die biologische Funktion ihres Körpers beim Zeugungsakt. Weil dieses Mehr an Mensch im alltäglichen Sprachgebrauch gewürdigt zu werden verdiente. Anstelle der biologischen Funktion beim Zeugungsakt. Weil die feinen Abstufungen zwischen den binären, stereotyp archetypischen und anthropologisch archaischen Extremen Mann und Frau, wie die Pornoindustrie – und nicht nur die – sie gerne darstellt, nicht nur im Körperbau sondern auch im Verhalten und in der Lebensgestaltung bestehen.
Aus diesem Grunde ist es erforderlich, sprachlich Lösungen zu schaffen, die Menschen, die sich nicht stereotyp als Frau oder Mann verstehen und erleben, gerecht werden. Es sind Pronomen erforderlich für Menschen, die sich geschlechtlich zwischen den Extremen erleben und bewegen und nicht als Mann oder Frau adressiert werden wollen. Gleichzeitig sind natürlich auch Menschen, die sich binär als Frau oder als Mann erleben, als solche zu respektieren: Hier begehen Teile der Trans- und Woke-Community den Fehler, dass sie jegliche Geschlechtlichkeit bekämpfen.
Last not least: die Unisex-Toilette
Frauen dazu zwingen zu wollen, zusammen mit Männern Unisex-Toiletten zu benutzen, ist uneinfühlsam. Es gibt wohl einige wenige Länder auf dieser Welt, die Männer soweit domestizieren und sozialisieren, dass die gemeinsame Benutzung von Unisex-Toiletten Frauen keine Gänsehaut verursachte und die von Männern mitbenutzten Unisex-Toiletten auch nicht regelmässig versaut wären.
In aller Regel – und ganz besonders in der patriarchalen Schweiz, die bekanntlich erst 1971 das Frauenstimmrecht einführte; und Vergewaltigung in der Ehe ist bei den Schweizern auch noch so ein Thema, erst seit 1992 strafbar – würde die Unisex-Toilette allerdings schlicht nicht funktionieren: In vielen Ländern ist die Sozialisierung männlicher Menschen nicht weit genug fortgeschritten. Die entsprechenden Rufe nach Unisex-Toiletten aus „woken“ und transaktivistischen Kreisen sind realitätsfremd – oder zynisch. Möglicherweise stammen sie von Transmännern, die erst begriffen haben, in was für eine Sch***** sie mit ihrer Transition zum Mann getreten sind, als sie – nicht zum ersten Mal – auf dem Männerklo in die Sch***** getreten sind? 😂 😂 😂